Uli's Marmorbande

Kies hat’s nicht einfach in Leben. Denn das Gesteinsleben ist eine ziemlich krasse Sache. Man stelle sich nur vor wie das ist, wenn man über Ewigkeiten sicher und geborgen in mächtigen Gesteinsschichten eingebettet war und einem die Geologie dann plötzlich vor neue Tatsachen stellt. Das geschah Uli. Er war Teil einer kleinen Marmorlinse im Andeermassiv, die eines Jahrhunderts plötzlich an die Oberfläche geriet und alsbald irgendwie zerbröselte. Und so kam es, dass Uli kurz darauf vom Madriser Rhein hinfort gespült wurde. Das war zwar recht lustig – und für einen Marmorsplitter ungewöhnlich turbulent – aber halt auch ziemlich traumatisch, denn Ullis Nachbarbrocken, mit denen er so viel Zeit im Fels verbracht hatte und die ihm sehr ans Herz gewachsen waren, gerieten ihm dabei abhanden – inklusive seine Freundin Gardi. Als ich Uli an Flussufer bei Innerferrera ziemlich entmutigt fand, war mir sofort klar, wie ich ihm helfen konnte. Ich machte mich auf die Suche nach seinen Freunden und fand sie prompt über die Kiesbank verteilt. Was für eine Freude war das, als sich alle wieder trafen. «Schön feingeschliffene Kanten hast Du» neckte Uli verschmitzt Gardi. «Deine sind aber auch nicht ohne», erwiderte sie ihm verliebt und ich freute mich zusammen mit ihnen. Um zu verhindern, dass sich die weissen Kiesel wieder aus den Augen verlieren, schlug ich der kleinen Bande vor, ihnen eine Bleibe aus Altholz zu schaffen, was alle eine recht coole Idee fanden.


Masse: 36 x 36 cm, Rahmentiefe: 3.5 cm