Josephine & Ludwig

CHF 95.00

«So geht das nicht mehr weiter,» sagte sich Josephine eines Abends während eines Diners in einem Seitenflügel von Schluss Versailles. Die grosse Tranchiergabel stammte zwar aus einer uralten Silberbesteck-Dynastie, deren Mitglieder in den feinsten Häusern Europas Gastronomie-Karrieren machten. Anders als ihre Verwandte aber, hatte sie es nicht so mit dem Edlen und Pompösen und dem ganzen Drumherum am Hof. Das präzis ausgerichtete Rumliegen und das nach fixem Hofprotokoll abzulaufende Tischtheater – wie sie es nannte – waren das eine. Ebenso schlimm waren die wöchentlichen Polituren, die Josephine über sich ergehen lassen musste, obwohl sie doch schon komplett perfekt glänzte. Es reichte. Und Ludwig, der imposante Schöpflöffel, mit dem sie sich über viele Jahre in der gemeinsamen Schublade angefreundet hatte, war genau gleicher Meinung. Und so verschwanden sie eines Abends und machten sich auf den Weg in die Schweiz, wo sie von einem Altholzflüsterer gehört hatten, der ihre Träume vielleicht erfüllen könnte. Sie träumten von einem neuen Zuhause fernab von Dünkel und Sterilität und vor allem davon, nicht immer perfekt sein zu müssen. Sie schluckten dann zwar, als sie realisierten, dass sie dafür je ein Loch gebohrt bekommen mussten, aber die Aussicht, dass ihr Silberglanz auf wunderschönem Altholz auch unpoliert prächtig zur Geltung kommt, liess sie tapfer sein und am Ende wurde es perfekt. «Vielleich kommen wir ja an ein Plätzchen, wo auch irgendwo gegessen wird», sagte Ludwig und ich musste schmunzeln. Typisch Besteck!

Masse: 27 x 45 cm, Rahmentiefe 3.8 cm
(Das Bild ist grösser als es auf den Fotos scheint, da es grosses Schöpfbesteck ist)

Kategorie Trouvaillen

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